KZ Stutthof
Das KZ Stutthof steht für das Leid unzähliger Menschen – Polinnen, Polen, Juden und Angehörige zahlreicher Nationen –, die dort während der NS-Herrschaft inhaftiert, zur Zwangsarbeit gezwungen und vielfach ermordet wurden. Heute ist das Konzentrationslager eine der zentralen Erinnerungsstätten an der polnischen Ostsee und zieht jährlich Tausende Besucher an. Der folgende Artikel bietet einen umfassenden Überblick zu Geschichte, Lage, Bedeutung sowie zu heutigen Möglichkeiten eines Besuchs.
Das KZ Stutthof (heute Sztutowo) liegt etwa 50 km östlich von Danzig, nahe der Küste zur Frischen Nehrung. Die Umgebung war zur Zeit der Lagergründung abgelegen, von Wäldern und Sümpfen umgeben und durch die Bahnlinie Danzig–Elbing erreichbar. Heute ist der Ort per Auto, Bus oder organisierter Tour von Danzig aus problemlos zu erreichen. Die Nähe zur Ostsee kontrastiert scharf mit der düsteren Geschichte des Ortes.
Die Geschichte des Konzentrationslagers Stutthof
Gründung und Ausbau
Das KZ Stutthof wurde unmittelbar nach Beginn des Zweiten Weltkriegs am 2. September 1939 als sogenanntes Zivilgefangenenlager eingerichtet, um die polnische Elite rund um Danzig festzusetzen. Bereits im Januar 1942 wurde das Lager offiziell Teil des KZ-Systems der SS und stetig ausgebaut. Es blieb das einzige Konzentrationslager im sogenannten „Altreich“ (Vorkriegsdeutschland und eingegliedertes Westpreußen), das zunächst offiziell außerhalb Deutschlands lag.
Lageralltag im KZ Stutthof und Opfer
Insgesamt waren zwischen 1939 und 1945 etwa 110.000 Menschen im KZ Stutthof und seinen Außenlagern interniert. Die Häftlinge kamen aus mehr als 25 Ländern – darunter Polen, Juden, sowjetische Kriegsgefangene, Deutsche, Tschechen, Ungarn und andere Nationalitäten. Die Lebensbedingungen waren verheerend: Hunger, Krankheiten, übermäßige Arbeit und Misshandlungen bestimmten den Alltag. Ab Sommer 1944 verschärfte sich das Leid zusätzlich mit der Errichtung von Gaskammern und Krematorien.
Mindestens 65.000 Menschen verloren im KZ Stutthof und seinen Nebenlagern ihr Leben – viele an Typhus, Erschöpfung oder wurden systematisch ermordet. Das Lager diente auch dem Völkermord an den europäischen Juden, insbesondere ab 1944 in Folge der Evakuierung anderer Lager im Osten.
Das Ende und die Befreiung
Mit dem Herannahen der Roten Armee ab Januar 1945 wurden über 25.000 Häftlinge auf Todesmärsche Richtung Westen geschickt, weitere starben bei den letzten Massenmorden im Lager selbst. Am 9. Mai 1945 befreiten sowjetische Soldaten rund 100 Überlebende im KZ Stutthof. Von den Todesmärschen kehrten nur wenige zurück.
Historische Bedeutung und Einordnung des KZ Stutthof
Das KZ Stutthof steht exemplarisch für die Verfolgungs-, Ausbeutungs- und Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten in den besetzten Gebieten Polens und darüber hinaus. Es ist das erste Konzentrationslager außerhalb des deutschen Kerngebiets, in dem der Holocaust auf polnischem Boden sichtbar wurde. Die Vielzahl der Opfergruppen, darunter polnische Intellektuelle, Juden, Sinti, Roma, sowjetische Kriegsgefangene, aber auch politische Gegner und Homosexuelle, verdeutlicht die allumfassende Brutalität der NS-Diktatur.
Das Konzentrationslager Stutthof steht weiterhin für die systematische Ausarbeitung des NS-Lagersystems. Von einem Haft- und Straflager entwickelte sich die Anlage zu einem Ort systematischer Vernichtung, Zwangsarbeit und medizinischer Experimente.
Gedenkstätte, Dokumentationszentrum und Besuch
Die heutige Gedenkstätte des Konzentrationslagers Stutthof
Das ehemalige KZ-Gelände ist heute eine weiträumige Gedenkstätte und ein staatlich geschütztes Museum. Besucher können große Teile des original erhaltenen Geländes besichtigen, darunter den ehemaligen Lagerzaun, die Häftlingsbaracken, das Torhaus, das Lagermuseum, das Krematorium und die Gaskammer. Eindrucksvolle Denkmäler erinnern an die Opfer verschiedener Nationalitäten.
Das Dokumentationszentrum informiert multimedial und wissenschaftlich aufgearbeitet über die Funktion des Lagers, das Leben der Häftlinge, die Täter sowie über das Nachkriegsschicksal dieses Ortes. Hier finden sich zahlreiche Fotografien, Dokumente, Zeitzeugenberichte und Ausstellungen zum NS-Terror im Ostseeraum.
Besuchsmöglichkeiten und Führungen
Die Gedenkstätte Stutthof ist ganzjährig geöffnet (außer an bestimmten nationalen Feiertagen). Wer das Gelände besucht, sollte ausreichend Zeit einplanen – für den Rundgang durch Gelände und Museum ist mit mindestens zwei bis drei Stunden zu rechnen.
- Eintritt: Der Besuch der Gedenkstätte und der Außenausstellung ist kostenfrei, es wird jedoch um Spenden gebeten.
- Führungen: Für Gruppen und Einzelbesucher werden auf Deutsch, Englisch und Polnisch Führungen angeboten (Voranmeldung empfohlen).
- Barrierefreiheit: Das Gelände ist weitestgehend barrierearm zugänglich, allerdings gibt es teils unbefestigte Wege.
- Anfahrt: Ab Danzig verkehren regelmäßig Busse und private Anbieter bieten Tagestouren mit deutschsprachigen Guides.
Bildungs- und Erinnerungsarbeit
Die Gedenkstätte des KZ Stutthof legt großen Wert auf pädagogische Arbeit, etwa in Form von Workshops, Zeitzeugengesprächen und Seminaren für Schulklassen und Erwachsene. Die Angebote dienen der tieferen Auseinandersetzung mit Geschichte und Verantwortung.
Fazit zum Konzentrationslager Stutthof
Das Konzentrationslager Stutthof ist ein wichtiger Erinnerungsort an die nationalsozialistischen Verbrechen in Polen. Es mahnt durch sein Originalgelände, die Überreste der Lagerarchitektur und seine Ausstellungen eindringlich an das, was geschehen ist – und fordert Besucher zur Reflexion und zum Gedenken auf. Wer die polnische Ostseeküste bereist, sollte sich Zeit nehmen, diesen Ort zu besuchen. Neben dem historischen Lernen ist Stutthof ein Statement für die Verteidigung von Menschenwürde, Toleranz und Demokratie.