Die Geschichte von Kolberg – Von der Salzsiedlung zur Kurstadt an der Ostsee

Kolberg (Kołobrzeg) gehört zu den ältesten Städten an der polnischen Ostseeküste. Seine Geschichte reicht mehr als 1200 Jahre zurück – von einer frühmittelalterlichen Salzsiedersiedlung über die Gründung eines Bistums im Jahr 1000 bis hin zur Entwicklung als bedeutende Hansestadt, Festung und Kurort. Kaum ein anderer Ort in Pommern wurde so oft erobert, zerstört, wiederaufgebaut und neu geprägt.

In diesem Artikel erfährst du, wie Kolberg sich durch Jahrhunderte wechselvoller Geschichte entwickelt hat – von den Anfängen im Frühmittelalter bis in die Gegenwart.

Anfänge in der Vorpiastenzeit

Kolberg ist eine der ältesten Städte in Pommern. Bereits im 7. Jahrhundert existierte hier auf der heutigen Salzinsel (Wyspa Solna) eine Siedlung, in der die Menschen Salz aus Meerwasser gewannen – eine für die Region bedeutende Ressource. Im 8. Jahrhundert war das Gebiet bereits als Handelsplatz etabliert. Die Salzgewinnung machte Kolberg zu einem wohlhabenden Ort, der früh überregionale Bedeutung gewann.

Drohnenaufnahme der Salzinsel in Kolberg – Ursprungsort der Stadt mit mittelalterlicher Geschichte der Salzgewinnung.
Die Salzinsel heute – hier begann die Geschichte von Kolberg mit der Salzgewinnung aus Meerwasser im frühen Mittelalter.

Im 9. Jahrhundert wurde ca. vier Kilometer von der heutigen Küstenlinie entfernt ein befestigter Burgwall (gród) errichtet. Seine Reste sind heute in Budzistowo, einem Vorort von Kolberg, zu sehen. Um diese Burg entwickelte sich eine Siedlung, die sich auf den Export von Salz spezialisierte – insbesondere nach Großpolen und Schlesien. Daneben florierte das lokale Handwerk: Eisen, Geweih und Bernstein wurden verarbeitet und unter anderem mit Wikingern gehandelt.

Eingliederung in das Piastenreich

Ende des 10. Jahrhunderts erkannten die polnischen Piasten-Herrscher die Bedeutung des Ortes. Truppen von Mieszko I eroberten die Siedlung und gliederten sie in das entstehende polnische Staatswesen ein. Bolesław I. Chrobry (Boleslaus der Tapfere) verstärkte die Anbindung und gründete 1000 beim Gnesener Kongress ein eigenes Bistum für Kolberg. Der erste Bischof war laut Thietmar von Merseburg ein Geistlicher namens Reinbern. Das Bistum trug den besonderen Namen ecclesia Salsae Cholobergiensis – Kirche des salzigen Kolberg. Die Stadt war damit dem Erzbistum Gnesen unterstellt, wie auch Krakau, Breslau und Posen.

Allerdings war das Bistum von kurzer Dauer. Denn die missionarische Tätigkeit stieß auf Widerstand. Reinbern zerstörte heidnische Heiligtümer und versuchte, das Meer durch rituelle Handlungen zu „reinigen“. Die Bevölkerung wandte sich erneut dem Heidentum zu, und der Bischof musste fliehen. Kolberg verlor seine Rolle als Bischofssitz an das westlich gelegene Kamień Pomorski.

Wiedereroberung und deutsche Oberherrschaft

Kolberg blieb bis ins 12. Jahrhundert ein selbstständiger, slawischer Ort, ehe Bolesław III. Schiefmund es um 1108 erneut in das Piastenreich eingliederte. Gallus Anonymus beschrieb die Stadt damals als „slawne miasto“ – eine berühmte Stadt.

Ab den 1130er-Jahren geriet Kolberg unter deutsche Oberhoheit. Zwischen 1187 und 1227 stand es unter dänischer Kontrolle. Die westpommerschen Herzöge gewannen nach und nach ihre Unabhängigkeit zurück. Am 23. März 1255 verliehen Herzog Wartislaw III. und Bischof Hermann von Gleichen Kolberg das Stadtrecht nach lübeckischem Vorbild. Die Stadt erhielt zahlreiche Privilegien, darunter Landrechte, Fischereirechte sowie eine fünfjährige Steuerfreiheit.

Die neue Stadt wurde näher an der Ostsee gegründet. Die alte slawische Burgsiedlung wurde verlassen, blieb aber als Altstadt (Altstat) im kollektiven Gedächtnis erhalten. Noch heute sind dort archäologische Spuren zu finden, etwa Reste von Kirchen (St. Otto, St. Peter), einer Benediktinerinnenabtei und der Kirche des ersten Bischofs.

Aufstieg zur Hansestadt

Im Mittelalter zogen zahlreiche deutsche Siedler nach Kolberg. Besonders aus Lübeck und Greifswald kamen Kaufleute und Handwerker. Um 1300 trat Kolberg der Hanse bei. Die Stadt entwickelte sich zu einem bedeutenden Handelszentrum an der Ostsee und wurde von Stadtmauern und einem Wassergraben geschützt.

Eine zentrale Rolle spielte dabei der Kolberger Hafen, der sich durch seine günstige Lage an der Parsęta-Mündung ins Meer auszeichnete. Über ihn wurden Getreide, Salz, Fisch und Holz exportiert, während Stoffe, Gewürze und andere Güter aus dem Westen eingeführt wurden. Der Hafen war nicht nur wirtschaftliches Rückgrat, sondern auch Grundlage für den städtischen Wohlstand im Spätmittelalter.

Ansicht des alten Kolberger Hafens als Beitrag zur Geschichte Kolbergs und maritimen Entwicklung der Stadt.
Der Kolberger Hafen in historischen Zeiten – ein bedeutender Schauplatz in der Geschichte von Kolberg.

Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung ging allerdings ein schrittweiser Verlust der slawischen Identität einher. Im 16. Jahrhundert war es polnischen Handwerkern sogar untersagt, Mitglied in den Zünften zu werden.

Kriege, Belagerungen und Festungsausbau

Im 17. Jahrhundert wurde Pommern zum Spielball europäischer Machtpolitik. Während des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) besetzten schwedische Truppen Kolberg, das 1653 an Brandenburg überging. Die Stadt wurde in eine moderne Festung verwandelt – sogar der Leuchtturm wurde in die Befestigungsanlagen integriert.

Festung Kolberg historische Überreste – Teile der ehemaligen Verteidigungsanlage von Kolberg erinnern an die militärische Geschichte der Stadt.
🛡️ Jahrhunderte im Verteidigungsmodus: Kolberg wurde im 17. und 18. Jahrhundert zur Festung ausgebaut und überstand selbst Napoleons Belagerung 1807 – ein zentraler Teil der Stadtgeschichte.

Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) belagerten russische Truppen Kolberg dreimal und besetzten es 1761 für einige Monate.

Auch in den Napoleonischen Kriegen spielte Kolberg eine bedeutende Rolle. Vom 26. April bis zum 2. Juli 1807 hielten preußische Truppen unter August von Gneisenau der Belagerung stand. Trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit Napoleons Truppen (18.000 gegen 5.700) blieb Kolberg uneingenommen. Die Nazis verarbeiteten dieses Ereignis später propagandistisch im Film „Kolberg“ (1945).

Vom Kurort zur Moderne

Nach dem Verlust des Festungsstatus im Jahr 1872 begann ein neuer Abschnitt. Schon 1830 wurde der erste Sol- und Moorbadebetrieb gegründet. Die natürliche Sole war reich an Brom, Jod, Eisen und anderen heilenden Mineralien. Ab 1899 entstand ein prachtvolles Kurhaus. Kolberg wurde zu einem der bekanntesten Seebäder Europas. Die Stadt erhielt Eisenbahnverbindungen nach Stettin, Danzig, Posen und Koszalin. Gaslaternen, moderne Wasserleitungen und neue Behördenbauten entstanden.

Alte Holz-Seebrücke in Kolberg, aufgenommen vor dem Zweiten Weltkrieg – Teil der frühen touristischen Entwicklung der Stadt.
Historische Aufnahme der alten hölzernen Seebrücke in Kolberg um 1900, ein frühes Beispiel touristischer Infrastruktur an der Ostseeküste.

Im Ersten Weltkrieg diente Kolberg mit seinen Sanatorien als Militärkrankenhaus. In der Zwischenkriegszeit blieb es ein beliebtes, ruhiges Seebad.

Historisches Krankenhaus in Kolberg, altes Gebäude aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, Teil der Geschichte Kolbergs.
Ein Blick auf das alte Kolberger Krankenhaus – damals ein zentrales Gebäude der Stadt.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Am Ende des Zweiten Weltkriegs erklärten die Nazis Kolberg zur Festung. Nach dem Durchbruch an der Pommernstellung im Frühjahr 1945 wurde die Stadt Ziel eines Großangriffs der 1. Polnischen Armee und sowjetischer Truppen. Die Kämpfe, insbesondere der Beschuss mit Raketenwerfern (Katiuschas), zerstörten 90 bis 95 Prozent der Gebäude. Auch die gotische Marienkirche wurde schwer getroffen. Am 18. März 1945 wurde Kolberg eingenommen. Noch am selben Tag fand die symbolische „Vermählung Polens mit der Ostsee“ statt.

Kolobrzeg bzw. Kolberg an der Polnischen Ostsee
Der Kolberger Leuchtturm – nach dem Zweiten Weltkrieg auf den alten Festungsresten neu errichtet und heute ein markantes Wahrzeichen an der Polnischen Ostseeküste.

Wiederaufbau und Neuanfang

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Kolberg 1945 Teil Polens und kam zunächst zur Woiwodschaft Stettin. Die bisherige deutsche Bevölkerung wurde vertrieben oder floh, und polnische Siedler, viele aus dem Osten des ehemaligen Staatsgebiets, ließen sich in der zerstörten Stadt nieder. Die Stadt erhielt den polnischen Namen Kołobrzeg.

Ab 1950 gehörte Kołobrzeg zur neu gegründeten Woiwodschaft Koszalin, seit der Verwaltungsreform 1999 ist es Sitz des Landkreises in der Westpommerschen Woiwodschaft.

In der Volksrepublik Polen wurde Kołobrzeg unter anderem durch das Festival des Soldatenliedes (Festiwal Piosenki Żołnierskiej) bekannt. Der Wiederaufbau der im Krieg weitgehend zerstörten Stadt begann zügig: Neue Kurhäuser und Wohnsiedlungen wurden errichtet, viele historische Gebäude rekonstruiert oder ersetzt. Kołobrzeg entwickelte sich zu einem der wichtigsten Kurorte des Landes.

Heute ist Kołobrzeg eine lebendige Stadt mit langer Geschichte – geschätzt von Urlaubern, Kurgästen und Investoren gleichermaßen.

Kolbergs Geschichte im Heute erleben

Viele Spuren der bewegten Geschichte Kolbergs lassen sich noch heute entdecken – bei einem Spaziergang zu den Sehenswürdigkeiten von Kolberg wie dem alten Rathaus, dem Leuchtturm oder den Resten der Festung, oder beim Besuch in einem der Museen von Kolberg, die sich mit Stadtgeschichte, Militär und maritimer Vergangenheit befassen.Doch Kolberg ist längst nicht nur ein Ort der Vergangenheit, sondern ein lebendiges Seebad mit breitem Strand, moderner Infrastruktur und vielseitigen Möglichkeiten für deinen Urlaub.
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