Radfahren an der Polnischen Ostsee – Der Ostseeküstenradweg R10 (Velo Baltica)

Die polnische Ostseeküste eignet sich hervorragend für Radreisen. Der Ostseeküstenradweg R10 – auch als Velo Baltica oder EuroVelo 10 bekannt – verläuft auf rund 600 Kilometern von Swinemünde (Świnoujście) an der deutsch-polnischen Grenze bis Braniewo an der Grenze zur russischen Exklave Kaliningrad. Die abwechslungsreiche Strecke führt durch Strandlandschaften, Steilküsten, durch Wälder, Schutzgebiete und klassische Ostseebäder.

Der Ostseeküstenradweg R10 in Polen – Karte, Überblick & Grundinformationen

Die Karte des EuroVelo 10 / Ostseeküstenradweg R10

Was ist der R10 / Velo Baltica?

Der R10 ist Teil des europäischen EuroVelo-Netzwerks, das einmal rund um die Ostsee führt. Der Abschnitt in Polen umfasst rund 600 Kilometer und verläuft entlang der Ostseeküste von der westpommerschen Hafenstadt Swinemünde bis zur russischen Grenze bei Braniewo/Gronowo. Er gilt als einer der abwechslungsreichsten und landschaftlich schönsten Teile dieser internationalen Fernradroute.

Allerdings fahren die meisten Radreisenden nicht die gesamte Strecke bis zur Grenze, sondern konzentrieren sich auf den westlichen Abschnitt von Swinemünde nach Danzig (Gdańsk) – etwa 490 Kilometer, für die man 7 bis 10 Tage einplanen sollte.
Dieser Teil ist besonders attraktiv: Er verbindet Naturerlebnisse, historische Hansestädte, eine gute touristische Infrastruktur und verlässliche Beschilderung. Das Ziel in Danzig, der historischen „Königin der Ostsee“, ist ein passender Schlusspunkt einer erlebnisreichen Tour.

Deine Optionen

  • Świnoujście – Gdańsk (ca. 490 km, 7–10 Tage): die beliebteste und empfehlenswerteste Variante auch aufgrund des Windes der meist von Westen kommt in der Saison
  • Gdańsk – Świnoujście: die gleiche Strecke in umgekehrter Richtung
  • Gesamte Route bis Braniewo/Gronowo (ca. 590 km, 10–14 Tage): für erfahrene Radreisende
  • Einzelne Etappen: ideal, um Radfahren mit Kultur oder Badeurlaub zu kombinieren

Streckenlänge, Schwierigkeitsgrad & Wegbeschaffenheit

Der polnische Abschnitt des R10 ist leicht bis mäßig anspruchsvoll. Denn entlang der Küste ist das Profil flach bis sanft wellig. Lange, steile Anstiege sind hingegen eher selten. Die höchste Erhebung liegt bei rund 69 Metern im Woliński-Nationalpark, wo kurze Steigungen bis 7–8 % vorkommen. Somit ist die Strecke auch für Gelegenheitsradfahrer und Familien gut zu bewältigen.

Die Route ist abwechslungsreich: Etwa die Hälfte verläuft auf asphaltierten Radwegen, daneben führen längere Abschnitte über ruhige Landstraßen, feste Wald- und Forstwege sowie küstennahe Promenaden- und Deichabschnitte.

Die Strecke ist überwiegend mit orange Wegweiser mit schwarzem Fahrradsymbol und den Routennummern 10/13 (Richtungspfeile, teils mit Entfernungsangaben) ausgeschildert. Die Beschilderung ist im Westen (bis etwa Darłowo) sehr gut, östlich davon lückenhaft. Eine GPS-Navigation (z. B. mit Komoot oder OpenCycleMap) empfehlen wir ausdrücklich.

Beschilderung des Euro Velo 10. Radsymbol und darunter die Nummer umgeben von den gelben EU Sternen.
Hinweisschild des Euro Velo 10

Das richtige Fahrrad für den R10

Die Fahrradwahl ist entscheidend, weil die Wegbeschaffenheit so unterschiedlich ist. Du brauchst ein Rad, das stabil genug für Waldwege und sandige Abschnitte ist, aber auch bequem für lange Tagesetappen auf Asphalt.

Das beste Fahrrad: Tourenrad, Gravel oder Mountainbike

Das klassische Tourenrad (Trekkingbike) passt am besten. Es ist robust für Gepäck, hat breite Reifen mit passendem Profil (ab ca. 38 mm) und eine komfortable, aufrechte Sitzposition – auch nach sechs bis acht Stunden noch angenehm. Der große Vorteil: Es funktioniert auf allen Streckenabschnitten gut – vom asphaltierten Radweg bis zu Waldwegen.

Ein Mountainbike ist ebenfalls sehr geeignet. Du hast viel Traktion auf unebenem Untergrund und kommst durch technische Abschnitte sicher. Auf Asphalt ist es durch Gewicht und Profil etwas langsamer, bleibt mit rollfreudigen Reifen aber tourentauglich.

Gravelbikes (auch Adventure Bikes) sind die moderne Alternative – eine gute Mitte zwischen Rennrad und MTB. Sie sind leicht und effizient, aber mit breiten Reifen (40–45 mm) und robusterem Aufbau für Schotter und feste Waldwege gemacht. Sehr gute Wahl für den R10.

Was du nicht fahren solltest: Rennräder sind eher ungeeignet. Die schmalen Reifen (typisch 23–28 mm) geraten auf Schotter und Sand schnell an Grenzen. City-Bikes sind häufig problematisch – zu schwer, falsche Reifen, auf Waldwegen frustrierend.

Die entscheidende Rolle: Bereifung

Wichtiger als das Fahrradmodell sind die Reifen. Mit den richtigen Reifen schaffst du den R10 auch auf weniger gängigen Modellen. Mindestbreite: ab 35 mm, ideal 40–45 mm – so sinkst du in Sand und weichem Untergrund weniger ein. Beim Profil bewährt sich ein Allround-/Gravelprofil mit durchgehender Mittelrippe (rollt auf Asphalt ruhig) und seitlichen Stollen (Grip in Sand/Schotter). Marken wie Schwalbe (z. B. Marathon/Mondial), Continental oder Kenda bieten robuste, pannenresistente Modelle.

E-Bikes – Eine praktische Alternative mit Einschränkungen

E-Bikes werden immer beliebter auf Fernradstrecken. Der Vorteil: Lange Tagesetappen sind deutlich leichter, und du kommst nicht erschöpft am Abend an. Die 25 km/h Motorunterstützung machen die wenigen Steigungen auf dem R10 praktisch unsichtbar. Besonders für Familien oder ältere Radfahrer wertvoll.

Ein E-Bike-Akku reicht typischerweise 50–100 Kilometer. Das bedeutet: Du musst quasi täglich laden. Aber: Das ist deutlich weniger dramatisch als oft dargestellt. Denn die meisten Trekking- und Touren-E-Bikes haben entnehmbare Akkus (per Schlüssel). Es gibt jedoch auch noch Modelle mit fest integrierten Batterien.

In der Praxis ist das unkompliziert: In den allermeisten Unterkünften lädst du im Zimmer an der normalen 230-V-Steckdose – mit deinem eigenen Ladegerät. Falls das im Zimmer nicht gewünscht ist, lässt sich an der Rezeption oder in einem Gemeinschaftsraum laden. Unterwegs sind viele Cafés nach kurzer Nachfrage ebenfalls hilfsbereit. Unser Tipp: Ladegerät griffbereit packen, vorab kurz ankündigen und den Akku über Nacht laden.

Bei Campingplätzen kann es tatsächlich kniffliger sein – nicht alle haben Stromversorgung. Hier solltest du vorher recherchieren und nachfragen.

Es gibt zudem mittlerweile auch ein gut ausgebautes Netz an E-Bike-Ladestationen (z.B. über bike-energy.com mit Übersichtskarte). Viele davon stehen in Gaststätten, Hotels, Museen oder speziellen Ladestationen – perfekt für längere Touren.

Streckenverlauf & Die 8 Etappen

Die Route bis Danzig teilt sich sinnvoll in acht Hauptetappen auf. Diese Aufteilung ist nicht in Stein gemeißelt – du kannst die Etappen auch kürzen oder kombinieren, je nachdem wie viel Zeit du hast und wie fit du bist.

TagRouteDistanzCharakter
1Swinemünde – Pobierowoca. 60–70 kmWaldwege, anspruchsvoll
2Pobierowo – Kolbergca. 60–70 kmKüste, gut ausgebaut
3Kolberg – Mielnoca. 40–50 kmFlach, entspannt
4Mielno – Darłowoca. 42–50 kmJamno-See, Waldwege
5Darłowo – Ustkaca. 45–55 kmTechnischer, Waldwege
6Ustka – Łebaca. 80–95 kmlängere Etappe, Binnenland-Bogen um den Słowiński-NP
7Łeba – Władysławowoca. 70–80 kmlange, abwechslungsreiche Küstenetappe
8Władysławowo – Danzigentweder ca. 65 km direkt nach Danzig oder über die Hel-Halbinsel + Fähre nach Danzig ca. 68 kmFinale

Etappe 1: Swinemünde – Misdroy – Pobierowo (60 -70 km)

Dein Abenteuer auf dem R10 beginnt offiziell an der deutsch-polnischen Grenze bei Ahlbeck/Usedom – Kilometer Null des EuroVelo 10. Viele Radfahrer machen hier ein Foto als Beweis. Von dort fährst du nach Swinemünde – deine erste Stadt auf polnischem Boden.

Swinemünde – Fähre und Festungen

In Swinemünde wartet deine erste praktische Herausforderung: Die Świna trennt das Festland von der Insel Wolin. Du musst mit der Fähre übersetzen. Mehrere Fähren (Bielik) verkehren regelmäßig und befördern dich kostenlos mit deinem Fahrrad. Der Auto-Verkehr nutzt seit Juni 2023 einen Tunnel – für dich irrelevant.

Doch bevor du zum Hafen fährst, lohnt sich ein kurzer Blick auf die historischen Forts: Fort West und Fort Angel. Diese preußischen Festungen aus dem 19. Jahrhundert stehen direkt am Radweg und sind Zeugen einer bewegten Geschichte. Wer Zeit und Interesse hat, kann sie besuchen – ansonsten reicht ein Blick von außen.

Die Engelsburg in Swinemünde
Die Engelsburg in Swinemünde ist eine preußische Festungsanlage aus dem 19. Jahrhundert

Der Leuchtturm Swinemündes ist zwar beeindruckend (68 Meter hoch), aber derzeit wegen des LNG-Terminal-Baus schwer zugänglich. Du wirst ihn zwischen den Hafenkränen sehen – das genügt oft als Eindruck.

Waldweg nach Misdroy – erste Küstenpassage

Nach der Fährüberfahrt auf die Insel Wolin fährt man zunächst auf einem angenehmen Waldweg. Stellenweise liegen Wurzeln frei, daher kurz aufmerksam bleiben und das Tempo anpassen. Anschließend quert man einen kurzen Dünendamm. Je nach Sandbeschaffenheit helfen ein paar Schiebemeter.

Forstweg zwischen Swinemünde und Misdroy mit Pfützen
Auf der Insel Wolin – ein schöner Waldweg verbindet Swinemünde und Misdroy.

Direkt danach beginnt ein neu ausgebauter Abschnitt dicht am Meer in Richtung Międzyzdroje. Der Untergrund ist überwiegend fest und gut fahrbar, zwischen Weg und Strand liegt meist nur ein schmaler Gürtel Küstenwald. Die See bleibt oft im Blick, das Fahren wird spürbar entspannter, und bis zum Ortseingang rollt es gleichmäßig und ruhig.

Misdroy – Das zweite Seebad

In unter 2 Stunden erreichst du Misdroy (Międzyzdroje), das zweite größere Seebad der Route. Die Stadt ist touristisch geprägt, aber nicht unangenehm. Die Seebrücke (400 Meter lang) und die Promenade sind gute Haltepunkte für eine Kaffeepause. Restaurants mit Fischspezialitäten und Eisbuden finden sich überall.

Der weiße Sand am Strand von Misdroy mit der Seebrücke im Hintergrund
Der Strand von Misdroy mit Blick auf die historische Seebrücke – ein perfekter Ort für eine Badepause während der Radtour.

Östlich der Seebrücke erstreckt sich ein grüner Park mit alten Bäumen und Blumenbeeten – eine ruhige Oase zwischen Strand und Stadt. In diesem Park werden seit 1996 jährlich Handabdrücke polnischer Künstler in Stein verewigt. Der Ort verbindet historische Bäderarchitektur mit modernen Cafés und kulturellen Angeboten – eine charmante Mischung aus Tradition und Leben.

Wolin-Nationalpark – Wald statt Spektakel

Der nächste Teil führt dich durch den Wolin-Nationalpark. Das ist wichtig zu verstehen: Der Radweg verläuft hier durch dichte Wälder – nicht durchgehend an den berühmten Steilküsten entlang, sondern eher im Hinterland. Die Route führt dich über Waldwege mit Sand- und Gravel-Belägen.

Ein echtes Highlight: Das Wisent-Gehege liegt etwa 1,5 Kilometer nördlich von Misdroy, direkt am grünen Wanderweg. Hier kannst du Europäische Wisente (Bisons) beobachten – beeindruckende Tiere! Daneben gibt es auch Hirsche, Rehe, Wildschweine und Seeadler. Das Gehege ist ein Zuchtprogramm zur Bestandserhaltung. Öffnungszeiten: Mai–September 10–18 Uhr (montags geschlossen), Oktober–April 8–16 Uhr. Eintritt: 6 PLN.

Der Radweg führt dich weiter über Warnowo und den Czajcze-See (wunderbar für eine kurze Abkühlung), dann über das Dorf Kołczewo zur Landstraße.

Nach Kołczewo erreichst du neue, moderne Asphalt-Radwege – ein Wechsel, den viele Radfahrer mit Erleichterung wahrnehmen. Diese laufen allerdings oft parallel zu vielbefahrenen Landstraßen, was bedeutet: Du fährst zwar auf Asphalt, aber mit Straßenlärm und Autoabgasen drumherum. Nicht romantisch, aber sicherer.

Du durchfährst Międzywodzie (an der Grenze zwischen Wolin und dem Festland) und erreichst dann die Badeorte Dziwnów und Dziwnówek – kleine, aber beliebte Seebäder. Diese Orte sind touristisch geprägt und bieten gute Pausen- und Versorgungsmöglichkeiten.

Pobierowo – Etappenziel

Nach Dziwnówek führt dich die Route weiter auf einer weniger befahrenen Straße zu deinem Etappenziel Pobierowo. Es ist ein ruhiger Ort – nichts Spektakuläres, aber ausreichende Unterkünfte und Restaurants. Viele Radfahrer sind hier froh, dass die erste Etappe vorbei ist und erfrischen sich im Meer.

Etappe 2: Pobierowo – Kolberg (ca. 70 km)

Start in Pobierowo – Die Kirche von Trzęsacz

Kurz nach Pobierowo erreichst du Trzęsacz mit der berühmtesten Kirchenruine Polens. Die Geschichte ist beeindruckend: Diese Kirche wurde im 15. Jahrhundert gebaut – damals war das Meer noch zwei Kilometer entfernt! Über 500 Jahre fraß die Erosion immer mehr Land weg. 1750 waren es nur noch 58 Meter. 1874 nur noch 1 Meter. 1901 fiel die erste Wand ins Meer. Heute steht nur noch ein winziger Teil auf der Felskante – ein stilles Mahnmal der Kraft der Natur. Ein absoluter Muss-Stopp für Fotos.

Neuanfang: Bessere Infrastruktur

Nach Trzęsacz ändert sich die Qualität des Radwegs dramatisch. Du verlässt die Waldwege und fährst auf modernen Asphalt-Radwegen. Der Wechsel ist spürbar – keine sandigen Pfade mehr, sondern glatte, flüssige Fahrt. Allerdings: Diese Radwege laufen oft parallel zu vielbefahrenen Landstraßen, was bedeutet Straßenlärm und Autoabgase. Nicht romantisch, aber sicherer als vorher und deutlich schneller fahrbar.

Du durchfährst kleine Orte wie Rewal und erreichst dann Niechorze – und hier wartet eine der schönsten Überraschungen der ganzen Route.

Niechorze – Der wunderschöne Leuchtturm

Der Leuchtturm von Niechorze ist ein absolutes Highlight – und du kannst hinein! Der 45 Meter hohe Backsteinbau aus dem Jahr 1866 steht dramatisch auf einem 22 Meter hohen Kliff. Die Architektur ist charakteristisch: Ein achteckiger Aufbau mit weißen Feldern und Kuppeldach – einer der schönsten Leuchttürme der polnischen Ostsee.

208 Treppenstufen führen zur Aussichtsplattform in knapp 36 Metern Höhe. Der Aufstieg ist gut zu bewältigen und es gibt Ruheplätze. Oben angekommen hast du einen spektakulären Rundum-Blick auf die Ostsee, die Seen im Hinterland und bei klarem Wetter sogar die dänische Insel Bornholm. Ein absoluter Fotostopp für jeden Radfahrer.

Luftaufnahme des Leuchtturms von Niechorze an der polnischen Ostsee, umgeben von Grünflächen und Küstenwald mit Blick aufs Meer.
Leuchtturm von Niechorze – das rot-weiße Wahrzeichen an der Rewal-Küste mit Blick über Ostsee und Küstenlandschaft.

Highlight: Die Schmalspurbahn

Nach Niechorze folgt ein besonderes Abenteuer: Ein Radweg entlang einer Schmalspurbahn. Der Asphalt-Radweg verbindet die Stationen von Niechorze und Pogorzelica – etwa 10 Kilometer entlang der Küste. Teilweise fährst du direkt neben den Schienen, teilweise durchs Kiefernwaldgebiet. Es gibt zwei schöne Piers zum Ausruhen. Wenn du möchtest, kannst du sogar dein Fahrrad mit auf die kleine historische Eisenbahn nehmen – ein echtes Abenteuer aus einer anderen Zeit.

Nach Pogorzelica folgt wieder ein Gravel-Abschnitt durch Küstenkiefernwald – schnell und angenehm zu fahren.

Die neuen Radwege und ihre Vor-und Nachteile

Zwischen den Ortschaften verlaufen immer mehr neue, modern gebaute Asphalt-Radwege. Der Vorteil: Sie ersetzen die sandigen Waldwege der Vergangenheit und machen die Route für Familien, ältere Menschen und weniger erfahrene Radfahrer zugänglich. Der Nachteil: Sie laufen oft neben Hauptstraßen, wo der Urlaubsverkehr im Sommer stark ist. Der psychologische Unterschied ist groß – statt Waldrauschen hörst du Autoverkehr. Aber es ist schneller und sicherer.

Kolberg (Kołobrzeg) – Hafenstadt mit Geschichte und Charme

Nach etwa 65–70 Kilometern erreichst du Kolberg (Kołobrzeg) – eine traditionsreiche Hafenstadt an der polnischen Ostsee mit über 750 Jahren Geschichte. Sie war einst eine bedeutende Hansestadt, später ein elegantes Seebad, und heute eine lebendige Stadt, die ihre Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet.

Kolobrzeg bzw. Kolberg an der Polnischen Ostsee
Der Kolberger Leuchtturm – Wahrzeichen der Stadt und perfekter Aussichtspunkt mit Blick über die Polnische Ostseeküste.

Der Leuchtturm am Hafen ist das Wahrzeichen der Stadt – klein, aber charaktervoll. Die Mole lädt zu einem Spaziergang ein, mit Blick auf Schiffe und die offene Ostsee. In der Altstadt findest du das imposante neugotische Rathaus, die Marienbasilika und gepflasterte Gassen mit Restaurants, Cafés und Geschäften. Wer sich für die Stadtgeschichte interessiert, findet ein kleines Heimatmuseum.

Kolberg ist ein guter Punkt zum Ausruhen. Die Infrastruktur ist ausgezeichnet, Hotels und Restaurants gibt es reichlich. Viele Radfahrer nutzen die Stadt, um zu übernachten oder sogar ein paar Tage zu bleiben.

Etappe 3: Kolberg (Kołobrzeg) – Mielno (ca. 40–50 km)

Nach der intensiveren Fahrt der ersten beiden Etappen wird es flacher und ruhiger. Der Radweg ist hervorragend ausgebaut – überwiegend guter Asphalt und stabile Gravel-Wege. Diese Etappe eignet sich perfekt für einen entspannteren Radfahrer-Tag.

Der Eastern Ecopark

Der Abschnitt zwischen Kołobrzeg und Ustronie Morskie startest du auf der schön asphaltierten Promenade und am Ortsrand führt dich die Strecke direkt durch den Ostsee-Ecopark (Ekopark Wschodni), ein Naturschutzgebiet mit ausgedehnten Salzmooren und Torfgebieten, das besonders für seine reiche Vogelwelt und die einzigartige Moorlandschaft bekannt ist. Die Radstrecke verläuft auf einem breiten, asphaltierten oder festen Schotterweg, direkt an der Küste entlang mit der Ostsee auf der einen Seite und dem Naturschutzgebiet auf der anderen Seite. Die Atmosphäre ist ruhig und entspannt, besonders im Bereich der sogenannten „Solne Bagno“ (Salzmoor), wo die Wege auf Holzstegen über das Moor führen und die Stille der Natur besonders spürbar wird.

Kleine Seebäder und historische Leuchttürme

Nach dem Durchqueren des Ecoparks nähert man sich Ustronie Morskie, wo die Landschaft wieder etwas offener wird und die ersten Häuser und Einkehrmöglichkeiten auftauchen. Weiter geht es nach Gąski, wo sich ein Stopp beim Leuchtturm lohnt. Dieser wurde 1876–1878 gebaut und ist der zweithöchste Leuchtturm Polens. Die historische Leuchtturmanlage mit Keeper-Haus und Wirtschaftsgebäuden ist noch vollständig erhalten.

Luftaufnahme des historischen Leuchtturms von Gąski aus rotem Backstein, umgeben von Küstenwald und mit Blick auf die Ostsee.
Leuchtturm von Gąski an der mittleren polnischen Ostseeküste – der 1878 erbaute Backsteinturm bietet einen weiten Blick über Meer und Küstenlandschaft.

Vor Mielno – Der Wald

Der letzte Abschnitt vor Mielno führt dich durch einen dichten Wald mit einem breiten, komfortablen Zyklus-Fußgänger-Weg. Der Wald selbst ist wunderschön. Unterwegs findest du interessante Details: Ein altes Holzboot am Wegesrand und zwei gut erhaltene deutsche Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, die direkt neben dem Radweg stehen.

Nach etwa 40–50 Kilometern erreichst du Mielno – ein kleiner Ort mit Promenade und Restaurants.

Etappe 4: Mielno – Darłówko (42–50 km)

Du verlässt Mielno entlang des Jamno-Sees – ein überraschender Wechsel von der Ostsee-Küste ins Binnengewässer. Der Radweg ist durchgehend gut ausgebaut – überwiegend Asphalt und stabile Gravel-Wege. Nach dem Jamno-See folgt die Route ins Hinterland, verläuft aber weiterhin bergfrei und gemütlich. Dies ist eine entspannte Etappe nach den ersten drei intensiveren Tagen.

Durch kleine Seebäder und historische Kirchen

Nach Mielno durchfährst du mehrere kleine Orte wie Łazy und Dąbki. Der Radweg führt dich durch komfortable Radwege, teils entlang von Landstraßen. Auf dem Abschnitt zwischen Łazy und Dąbki verlässt die Route endgültig die Küste und führt inland. Unterwegs erreichst du die kleine Kirche in Iwięcino – eine bemerkenswerte gotische Kirche mit schönen Deckenmalereien. Ein unerwarteter Kunststopp für Radfahrer.

Darłowo (Rügenwalde) und Darłówko – Hafenstadt und Badeort

Nach etwa 50 Kilometern erreichst du Darłowo (Rügenwalde) – eine der geschichtsträchtigsten Hafenstädte an der polnischen Ostsee mit über 650 Jahren Geschichte. Die Stadt hat echtes hanseatisches Flair bewahrt. Der Marktplatz (Rynek) ist malerisch mit bunten Renaissance- und Barockhäusern umgeben, das Rathaus stammt aus dem 18. Jahrhundert. Wer sich für Stadtgeschichte interessiert, findet das Schloss der Pommerschen Herzöge (15. Jahrhundert) – ein beeindruckendes Gebäude mit mehreren Museumsräumen.

Die Marienkirche ist eine der schönsten gotischen Kirchen an der Küste (13. Jahrhundert) und lohnt einen Besuch. Im Hafenviertel kannst du das ruhige Leben der Fischerstadt erleben – Fischerboote, Lagergebäude, Hafenrestaurants.

Direkt nebenan liegt Darłówko – ein lebhafter, kleinerer Badeort direkt an der Ostsee. Der Kontrast zu Darłowo ist deutlich: statt historischer Altstadt hier moderne Urlaubsatmosphäre mit Stränden, Restaurants und einer pulsierenden Hafenpromenade. Ein faszinierendes Detail: Die einzige ausfahrbare Brücke Polens (gebaut 1988) verbindet Darłówko mit dem anderen Ufer. Sie wird jede volle Stunde geöffnet – ein beeindruckendes technisches Schauspiel.

Viele Radfahrer bevorzugen es, in Darłówko zu übernachten statt in Darłowo um näher am Strand zu sein. Restaurants mit frischem Fisch gibt es zudem hier überall.

Etwas westlich von Darłowo findest du ruhige Strandabschnitte mit natürlicher Dünenlandschaft – ideal für entspannte Spaziergänge und ruhige Badetage.
Naturstrand bei Darłowo mit Dünen und ruhiger Atmosphäre abseits des Trubels

Etappe 5: Darłowo – Ustka via Słowiński-Nationalpark (47–55 km)

Nach den komfortablen, gut ausgebauten Etappen der Westpomerania wird es ab Darłowo wilder und natürlicher. Der Radweg verlässt die Hansestadt und führt durch weniger touristisch erschlossenes Gebiet. Die Wegbeschaffenheit wechselt häufiger zwischen guten Asphalt-Abschnitten, Gravel-Wegen und echten Waldwegen. Hier beginnt der „andere“ R10 – nicht so komfortabel, aber authentischer.

Die Sandspitze zwischen Meer und See

Der erste Höhepunkt ist spektakulär: Nach Darłówko folgt eine etwa 5 Kilometer lange Fahrt über eine Sandspitze zwischen der Ostsee und dem Binnensee Kopań. Auf der einen Seite das offene Meer mit Wellen, auf der anderen Seite ein ruhiger See mit Schilf. Die Landschaft transformiert sich – es ist wild, szenisch und eine der beeindruckendsten natürlichen Abschnitte der ganzen Route. Der Untergrund ist Gravel – schnell und gut zu fahren.

Kleine Orte und Waldwege

Nach dieser Sandspitze durchfährst du ruhigere Abschnitte durch kleine Orte wie ŁazySarbinowo und Chłopy. Der Radweg verläuft hier oft parallel zu Landstraßen auf guten Asphalt-Wegen.

Chłopy ist besonders: Ein kleines, traditionelles Fischerdorf mit einem ruhigen Naturhafen (Slip). Es ist einer der letzten Orte an der Küste, der noch nicht von modernen Wohnblöcken überlagert wurde – ein Zeitsprung. Es gibt einen kleinen Fischshop am Hafen – wunderbar für eine kurze Pause.

Waldstrecke vor Ustka – Forest Loop of Adventures and Mysteries

Kurz vor Ustka führt dich der Radweg durch einen dichten Wald auf einer breiten, komfortablen Zyklus-Fußgänger-Weg. Dieser Waldabschnitt ist angenehm und ruhig. Unterwegs findest du überraschende Details: Ein altes Holzboot am Wegesrand, zwei gut erhaltene deutsche Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg direkt neben dem Radweg – Überreste der „Forest Loop of Adventures and Mysteries“, eine lokale Naturroute mit historischen Installationen.

Ustka – Das Etappenziel an der Flussmündung

Nach etwa 45–55 Kilometern erreichst du Ustka (Stolpmünde) – eine traditionelle kleine Hafenstadt an der Mündung der Stolpe (Upa). Im Gegensatz zu den glitzernden Seebädern davor hat Ustka echtes Hafencharakter: Fischerei, Boote, eine aktive Hafenpromenade. Der Leuchtturm von Ustka ist bescheiden, aber charaktervoll. Ustka ist daher ein guter Punkt, um zu übernachten oder eine längere Pause zu machen. Von hier an wird die Route noch wilder und weniger erschlossen.

Etappe 6: Ustka – Łeba (ca. 75–85 km)

Die längste Etappe – Waldwege und Natur

Dies ist die längste Etappe deines Trips. Nach Ustka ändert sich der Charakter der Route deutlich: Weniger Asphalt, mehr Waldwege, wilder und authentischer. Der Radweg verläuft an großen Binnenseen vorbei – dem Gardno-See und dem Sarbsko-See – statt direkt am Meer. Die Wegbeschaffenheit ist gemischt: Asphalt und Gravel wechseln sich ab, es gibt auch sandige und unbefestigte Abschnitte.

Der alte Eisenbahnweg – Ustka nach Rowy

Ein Highlight ist der alte Eisenbahnweg von Ustka nach Rowy (die „Trail of Rolled Tracks“). Der Radweg nutzt diese stillgelegte Bahnstrecke – asphaltiert, flach und autofrei. Du fährst lange Zeit parallel zum Gardno-See, einem großen Binnensee, umgeben von dichtem Wald. Es ist ruhig, wild und wunderschön – wenig Touristen, viel Natur.

Rowy selbst ist ein sehr kleines, echtes Fischerdorf – ganz anders als die eleganten Seebäder des Westens.

Der offizielle R10 – Über Główczyce nach Łeba

Ab Rowy führt der offizielle R10 südlich um den Słowiński-Nationalpark herum – über Główczyce nach Łeba. Die Route wurde in den letzten Jahren umgebaut und verbessert: Sie verläuft nun größtenteils auf befestigten Wegen (Asphalt, Beton, guter Gravel), mit gelegentlich sandigen Abschnitten.

Unterwegs passierst du Główczyce – ein kleines, ruhiges Dorf mit Einkaufsmöglichkeiten und Rastplatz. Die Landschaft ist waldreich und natürlich. Der Weg ist deutlich komfortabler als früher (die alte Route durch Kluki war berüchtigt für Treibsand und Matsch).

Kurz vor Łeba gibt es ein tiefes Ravine (Schlucht) bei Poddąbie, wo der Radweg steil hinabführt und wieder hinauf – dramatisch und einer der spektakulärsten Momente dieser Etappe.

Łeba – Dünenstädtchen am Nationalpark

Nach etwa 75–85 Kilometern erreichst du Łeba – ein kleineres, touristisches Seebad direkt am Słowiński-Nationalpark. Der Ort ist deutlich kleiner und weniger überlaufen als die westpommerischen Seebäder. Es gibt Restaurants, Unterkünfte und alles, was du nach einer langen, anspruchsvollen Etappe brauchst.

Exkurs: Die Wanderdünen von Łeba

Optional: Von Łeba aus lohnt sich ein Abstecher zu den Wanderdünen (Lontzkedüne / Wydma Ruchome), etwa 8 Kilometer westlich gelegen. Mit dem Fahrrad sind es etwa 4 Kilometer bis zum Parkplatz Rąbka. Von dort kannst du fast bis zur Düne fahren – nur etwa 500 Meter zu Fuß bergauf im lockeren Sand.

Wandern in den Dünen bei Łeba – beliebter Ausflug im Słowiński-Nationalpark an der Ostseeküste Polens.
Tipp für deinen Radreise: Eine Abstecher zu der Wanderdünen bei Łeba ist ein unvergessliches Naturerlebnis – besonders bei Sonnenuntergang lohnt sich der Aufstieg.

Der Eintritt zum Slowinzischen Nationalpark kostet etwa 5–7 Złoty. Es ist ein spektakuläres Naturerlebnis – große, sich langsam bewegende Sanddünen inmitten des Waldes. Den Abstecher kann man entweder auf dem Weg nach Leba einbauen oder am nächsten Morgen vor der Weiterfahrt erledigen.

Etappe 7: Łeba – Władysławowo (ca. 72–78 km)

Die letzte lange Etappe – Kiefernwälder und Küstendörfer

Nach der anspruchsvollen Etappe 6 wird es auf Etappe 7 noch einmal richtig lang. Der Radweg führt dich durch dichte Kiefernwälder auf Waldwegen. Die Wegbeschaffenheit ist gemischt: Gravel, gute Waldwege, teilweise Asphalt – insgesamt komfortabel zu fahren.

Tipp: Abstecher nach Osetnik (Leuchtturm Stilo)

Gleich zu Beginn bietet sich ein kurzer Abstecher nach Osetnik an. Der Leuchtturm Stilo ist das Highlight, der Aufstieg lohnt sich für den Blick über die Baumkronen und die Küstenlinie. Im Wald versteckt befindet sich hier auch eine kleinere Düne, die hinaufgewandert werden kann. Wenn du die großen Dünen im Nationalpark auf Etappe 6 ausgelassen hast, bekommst du hier ein schönes Ersatzmotiv. Strandzugänge sind zudem in der Umgebung vorhanden, eine Badepause bietet sich an.

Der rot-weiß-schwarze Leuchtturm Stilo bei Łeba erhebt sich majestätisch auf einem bewaldeten Hügel. Mit seiner schlanken Struktur aus Stahl und Beton bietet er einen markanten Kontrast zur umgebenden Natur.
Der historische Leuchtturm Stilo bei Łeba: Ein maritimes Wahrzeichen der polnischen Ostseeküste mit atemberaubendem Blick auf die umliegenden Wälder und das Meer.
Aussicht von einer Düne auf dichten Kiefernwald. Im Hintergrund steht der Leuchtturm Stilo.
Düne bei Osetnik: Blick über den Kiefernwald mit dem Leuchtturm Stilo.

Durch die Wälder nach Lubiatowo

Der erste Abschnitt nach Łeba führt dich zunächst auf einem Waldweg-Gravel-Weg durch die Wälder. Białogóra und Dębki sind kleine, ruhige Seebäder mit Restaurants und Cafés. Der Radweg verläuft hier parallel zur Küste, aber nicht direkt am Strand, sondern durch herrliche Waldlandschaft.

Lubiatowo liegt etwa auf der Strecke – ein winziger Ort an ruhigen Wegen.

Holztreppe führt durch die Dünen hinab zum Strand; im Hintergrund die Ostsee. Auf der Etappe Łeba–Władysławowo erreicht man hier die Küste für eine Badepause.
Łeba–Władysławowo: viel Wald, aber immer wieder Strandzugänge – wunderbar für eine Badepause.

Jastrzębia Góra und die Czarna Woda

Ein Highlight dieser Etappe ist der Abschnitt bei Ostrowo und Jastrzębia Góra, wo der Radweg an der Czarna Woda (Schwarzen Wasser) – einem malerischen Fluss – verläuft. Der Fluss windet sich durch grüne Landschaft, es gibt kleine Brücken und Rastplätze. Es ist ruhig und wunderschön.

Jastrzębia Góra selbst ist ein kleines, traditionelles Seebad mit einer historischen Steilküste (hohe Sandklippen direkt am Strand). Es ist landschaftlich beeindruckend.

Kurz danach erreichst du Krokowa – noch ein ruhiger, kleiner Ort.

Władysławowo – Das Etappenziel an der Halbinsel Hel

Nach etwa 72–78 Kilometern erreichst du Władysławowo (Putzig) – ein beliebtes, etwas größeres Seebad und gleichzeitig die Pforte zur Halbinsel Hel. Die Stadt ist touristisch geprägt, aber nicht überlaufen. Das charakteristische Wahrzeichen ist das Fisherman’s House (Fischerhausmuseum) mit seinem 60 Meter hohen Turm. Władysławowo ist der guter Punkt, um dich auszuruhen, bevor die finale Etappe nach Danzig folgt.

Etappe 8 (Final): Władysławowo – Danzig (ca. 65–68 km)

Du hast zwei Optionen für diese finale Etappe. Beide sind wunderschön, aber völlig unterschiedlich im Charakter.

Option A: Der direkte R10-Weg – Waldwege und Hafenstadt (ca. 65 km)

Der offizielle R10 führt dich direkt von Władysławowo über Sopot nach Danzig. Die Route verläuft durch Waldwege, vorbei an Gdynia (großer Hafenort) und Sopot (elegantes Seebad mit berühmter Holzmole). Die Wegbeschaffenheit ist gemischt: Radwege, Waldwege, teilweise ruhige Landstraßen – insgesamt gut zu fahren.

Bei Sopot erreichst du ein absolutes Highlight: Die legendäre Molo (Seebrücke) von Sopot – die längste hölzerne Seebrücke Europas (510 Meter). Sie ist beeindruckend und lohnt einen Stopp. Danach folgt der Radweg durch den Hafen von Gdynia – pulsierend, aktiv, mit Blick auf Schiffe und Kräne.

Mole in Sopot, Polen – Urlaub an der Polnischen Ostsee
Die Mole in Sopot ist das Herzstück des beliebten Badeorts an der Ostsee.

Die letzte Strecke führt dich ins Zentrum von Danzig – Mariahilf, Frauengasse, Motlawa-Fluss. Du fährst direkt in die historische Altstadt ein. Ein emotionales Finale!

Option B: Die Halbinsel Hel + Fähre – Das Küstenabenteuer (ca. 37 km Rad + Fähre)

Dies ist die beliebtere, touristischere Variante und wahrscheinlich das schönere Erlebnis. Von Władysławowo fährst du die schöne, schmale Halbinsel Hel hinunter – einer der spektakulärsten Radwege dieser Route.

Die Halbinsel Hel – Ein Radweg-Traum

Der Radweg auf der Halbinsel ist berühmt-berüchtigt wunderschön: Auf der einen Seite die Ostsee, auf der anderen Seite die ruhige Danziger Bucht. Dünen, Kiefernwald, Strand, kleine Fischerdörfer (JurataJastarniaHel). Die Strecke ist gut ausgebaut, größtenteils Asphalt und stabiler Gravel – absolut fahrerfreundlich. Du passierst kleine Museen, alte Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg, Leuchttürme.

Die Spitze der Halbinsel (Ort Hel) ist das absolute Ende Polens nach Norden – ein kraftvoller Moment. Viele Radfahrer halten hier inne und genießen die Luft.

Die Fähre – Der krönende Abschluss

Von Hel (oder von Gdynia) fahren Fähren nach Danzig. Die Überfahrt dauert etwa 2–3 Stunden und ist entspannend: Du sitzt auf dem Schiff, das Fahrrad ist verstaut, du genießt die Ostsee von einer ganz anderen Perspektive. Die Fähre führt vorbei an der Westerplatte (historische Gedenkstätte) und den Danziger Werften – ein beeindruckendes Finale deiner Reise.

An Deck hast du Zeit, dich auszuruhen, die Beine zu strecken und auf deine ganze Reise zurückzublicken – von Swinemünde bis hierher!

Fähre auf der Ostsee zwischen Danzig, Sopot und Hel. Passagiere genießen den Blick auf die Küste.
Letzte Etappe über die Ostsee: mit der Fähre von Hel nach Danzig – entspanntes Finale der R10-Tour.

Hinweise zur Fähre:

  • Fährverbindung: Hel – Danzig (saisonabhängig, eher begrenzte Verbindungen)
  • Kosten: ca. 100 PLN pro Person (+ Fahrrad 45 PLN)
  • Fahrrad an Bord: Ja, Fahrräder sind erlaubt und werden sicher verstaut
  • Hinweis: Die Fährenverbindung Hel – Danzig ist saisonabhängig und läuft nur bis September. Prüf die genauen Abfahrtszeiten im Voraus!

Danzig – Das Ziel

Egal welche Route du wählst: Du erreichst Danzig – eine der schönsten Städte Polens. Die historische Altstadt mit der bunten Frauengasse (Ulica Mariacka), dem Artushof, den Kirchen und dem Motlawa-Fluss ist spektakulär. Nach 8 Tagen und ca. 430–480 Kilometern Radfahrt hast du es geschafft – herzlichen Glückwunsch!

Luftaufnahme von Danzig (Gdańsk) mit der Marienkirche, der Altstadt und der Mottlau, im Hintergrund moderne Hafen- und Wohnviertel.
Blick über Danzig mit der Marienkirche im Zentrum – die Altstadt an der Mottlau verbindet hanseatische Geschichte mit moderner Architektur.

Beste Reisezeit – Wann sollte man fahren?

Die beste Zeit für den R10 ist eindeutig Mai bis September. Aber jede Jahreszeit hat ihren Charakter.

Juni–August – Wärme, Badestopps, viel Betrieb

Juni bis August sind die wärmsten Monate mit etwa 18–24 °C. Im Juli hat die Ostsee meist die angenehmsten Badetemperaturen, ein Strandstopp bietet sich an. In diese Zeit fallen die polnischen Sommerferien. Die Termine sind landesweit einheitlich, daher wird es an beliebten Stränden und in Ferienorten voll. Unterkünfte sind teurer und oft früh ausgebucht. Die Route bleibt gut befahrbar, mit mehr Betrieb musst du jedoch rechnen.

Mai und September – Ruhiger, angenehme Temperaturen

Mai und September sind ideal, wenn du Platz auf Wegen und in Orten schätzt. Mit ungefähr 15–20 °C ist es meist angenehm, die Nächte können kühl sein. Die touristische Infrastruktur läuft weiter, Preise sind moderater. Im Mai blüht vieles, im September leuchten die Farben des Spätsommers.

März–April und Oktober – Für Erfahrene

Frühjahr und früher Herbst sind wechselhaft, die Küste ist dafür besonders ruhig. Einige kleinere Hotels und Cafés haben geschlossen. In größeren Orten ist die Grundversorgung gesichert. Wer wetterfest ist, findet viel freie Strecke und leere Strände.

November–Februar – Nur für Hartgesottene

Im Winter ist es kalt, windig und oft nass. Viele Unterkünfte sind geschlossen. Mit sechs bis sieben Stunden Tageslicht sind die Tage kurz. Für klassische Radreisen ist diese Zeit nicht empfehlenswert.

Tipp für Familien

Mit Kindern eignen sich der Juni und die zweite Augusthälfte. Das Wetter ist meist stabil genug, das Wasser ausreichend warm, und die Strände sind spürbar leerer als zur Hauptferienzeit im Juli. Viele Orte bieten familienfreundliche Unterkünfte und Abschnitte abseits des Autoverkehrs.

Anreise & Rückreise – Mit dem Fahrrad in der Bahn

Für den polnischen Abschnitt des Ostseeküstenradwegs R10 brauchst du in der Regel eine Bahnfahrt zu deinem Startpunkt an der Küste und eine Rückfahrt vom Zielort. In Polen sind dafür vor allem zwei Systeme wichtig: die Fernzüge von PKP Intercity und die Regionalzüge.

PKP Intercity – Fernzüge mit Fahrradplatz

PKP Intercity ist für den R10 die wichtigste Option auf längeren Strecken, etwa zwischen Swinemünde, Kolberg und Danzig. In den Fahrplänen findest du vor allem TLK- und IC-Züge, dazu vereinzelt die schnelleren EIC- und EIP-Verbindungen (Pendolino). In allen diesen Zügen gilt: Dein Fahrrad darf nur mit, wenn der Zug mit einem Fahrrad-Symbol gekennzeichnet ist und du beim Buchen verbindlich einen Stellplatz für das Rad auswählst. Das Radticket ist Pflicht und kostet als Pauschale 9,10 PLN pro Fahrt. Wer ohne reservierten Fahrradplatz einsteigt, muss mit Zuschlägen rechnen oder wird mit dem Rad gar nicht mitgenommen. Im EIP (Pendolino) gibt es an Bord keinen Fahrradkartenverkauf mehr. Am einfachsten buchst du Fahrkarte und Fahrradplatz in einem Schritt über die die Webseite von PKP Intercity, die App (Androit / IOS) oder am Schalter.

Regionale Züge – Polregio und SKM

Für kürzere Abschnitte an der Küste kommen vor allem Polregio-Züge und die SKM im Raum Danzig–Gdynia–Sopot infrage. Hier ist in der Regel keine Reservierung für das Fahrrad nötig, ein separates Fahrradticket oder eine Fahrradpauschale des jeweiligen Anbieters aber schon. Die Mitnahme ist immer vom Platzangebot abhängig.

Zwei Fahrräder hängen an den vorgesehenen Haken in einem polnischen Intercity-Wagen; daneben der Gang und Türen zum Einstiegsbereich.
Zwei Räder sicher verstaut im polnischen Intercity – Radmitnahme mit reserviertem Stellplatz.

Was du mitnehmen solltest

Kleidung & Ausrüstung

Du brauchst nicht viel, aber das Richtige. Das Wichtigste sind gute Regenklamotten – an der Ostsee kann das Wetter schnell umschlagen. Eine wasserdichte Jacke und Hose gehören unbedingt ins Gepäck.
Für längere Etappen sind bequeme Radkleidung und atmungsaktive Schichten sinnvoll – am besten mehrere Sets, die sich leicht waschen lassen. Ein Helm ist in Polen nicht vorgeschrieben, aber sehr zu empfehlen. Fahrradschuhe mit fester Sohle sorgen für besseren Halt und weniger Ermüdung.

Fahrrad-Ersatzteile

Nimm zwei bis drei Ersatzschläuche, Flickzeug mit Kleber, ein Multi-Tool, eine Pumpe und – wenn vorhanden – ein Kettenwerkzeug oder Ersatzkettenglied mit. Diese Kleinteile wiegen fast nichts, können aber im Notfall die Tour retten.

Navigation & Technik

Eine GPS-App wie Komoot oder OsmAnd ist dein wichtigster Begleiter. Lade dir die Route offline herunter, damit du auch ohne Netz navigieren kannst. Eine Powerbank (10.000–20.000 mAh) hält dein Smartphone zuverlässig am Laufen. Wenn du lieber analog unterwegs bist, ist das Bikeline-Radtourenbuch „Ostseeküsten-Radweg Polen“ (ca. 15 €) eine gute Ergänzung.

Sonstiges

Eine gute Beleuchtung ist Pflicht – in Polen ebenso wie in Deutschland. Ein stabiles U-Schloss schützt dein Rad in Städten und an Bahnhöfen. Sonnencreme und Insektenschutzmittel gehören ebenfalls ins Gepäck – Mücken und Sonne können an der Küste schnell unterschätzt werden.

Unterkunft & Verpflegung

Hotels, Hostels & Campingplätze

Der R10 ist gut mit Unterkünften ausgestattet. In fast jedem größeren Ort findest du Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und Campingplätze. Die Preise sind moderat:

  • Hotels: etwa 50–120 € pro Nacht
  • Pensionen: 30–70 €
  • Hostels: 15–35 €
  • Campingplätze (Zeltplatz): 6–15 € pro Person

Viele Unterkünfte sind auf Radreisende eingestellt und bieten sichere Fahrradabstellplätze, kleine Werkstätten oder Waschmöglichkeiten. Das „Bett+Bike“-Zertifikat steht für genau diese Standards und findet sich auch an der polnischen Ostseeküste zunehmend.

In der Hochsaison (Juli–August) ist frühes Buchen empfehlenswert – Strände und Orte sind dann gut besucht. In der Nebensaison (Mai, Juni, September) ist es ruhiger und preislich deutlich entspannter.

Essen & Trinken

An der Küste wird einfach und frisch gekocht. In den Seebädern findest du überall Fischbrötchen (bułka z rybą), Pommes, Suppen und kleine Imbissstände. Besonders beliebt sind geräucherter Dorsch, Lachs oder Aal, die oft direkt in den Häfen verkauft werden.

In Restaurants stehen klassische polnische Gerichte auf der Karte: Pierogi (gefüllte Teigtaschen), Bigos (Kraut-Fleisch-Eintopf) oder Żurek (saure Roggensuppe). Das Essen ist spürbar günstiger als in Deutschland – eine warme Mahlzeit kostet meist zwischen 8 und 18 €.

Supermärkte wie Biedronka, Lidl oder Żabka gibt es entlang der gesamten Küste. Dort bekommst du alles für einfache Mahlzeiten unterwegs. Viele Campingplätze und Pensionen haben kleine Küchen oder Aufenthaltsräume, in denen du selbst kochen kannst.

Ressourcen & Weiterlesen

Apps & digitale Karten

Komoot (www.komoot.com) – Die wohl beste Navigations-App für den Ostseeradweg R10 in Polen. Routen lassen sich herunterladen und offline nutzen. Viele Nutzerberichte helfen zudem bei der Etappenplanung.

Bikemap (www.bikemap.net) – Bietet zahlreiche Community-Strecken entlang der Ostseeküste. GPX-Downloads sind jedoch nur mit einem Premium-Account möglich.

Mapy.cz (www.mapy.cz) – Beliebt bei Radreisenden in Osteuropa. Sehr gute Offline-Karten und präzise Wegführung, auch abseits offizieller Radwege.

Google Maps – Funktioniert zuverlässig in Polen, verbraucht aber mobile Daten und ist weniger auf Radwege spezialisiert.

Bücher & Karten

Bikeline Radtourenbuch „Ostseeküsten-Radweg 3: Polen“
Das Standardwerk für die Route von Świnoujście bis Danzig. Maßstab 1:75.000, 112 Seiten, wetterfest laminiert. Enthält Etappenkarten, Höhenprofile, Unterkunftsverzeichnis, Sehenswürdigkeiten und Servicetipps.
ISBN 978-3-7111-0143-3 | Preis ca. 16,90 €.

Offizielle EuroVelo-Karten
Auf www.eurovelo.com stehen interaktive Karten und PDF-Downloads zur Verfügung – auch für die polnischen Abschnitte der EuroVelo 10 / R10.

Geführte Touren auf dem Ostseeküstenradweg R10

Mehrere Veranstalter bieten organisierte Radreisen entlang der polnischen Ostseeküste an – mit Gepäcktransport, Hotelübernachtungen und Etappenplanung. Dazu zählen u. a. Radweg-Reisen, Eurobike und Sackmann Fahrradreisen.
Typische Pakete dauern etwa 8 Tage und kosten ab rund 1.000 bis 1.400 € pro Person, je nach Komfort und Saison.

Geführte Touren sind eine gute Wahl, wenn du dich um nichts kümmern möchtest. Alles ist organisiert, das Gepäck wartet am Ziel, und Pannenhilfe ist inklusive. Wer lieber flexibel reist, plant den R10 aber problemlos selbst – die Infrastruktur ist dafür bestens ausgebaut.

Fazit

Der Ostseeküstenradweg R10 in Polen gehört zu den schönsten Radstrecken Europas. Rund 600 Kilometer führen von Swinemünde an der westlichen Grenze bis Braniewo im Osten – durch Naturparks, historische Hafenstädte, kleine Fischerdörfer und entlang endloser Sandstrände.

Die beste Reisezeit ist Juni oder September: angenehm warm, aber nicht überlaufen. Ein Gravel- oder Trekkingrad mit breiteren Reifen sind die beste Wahl – Rennräder sind auf manchen Abschnitten zu unpraktisch. Für die Strecke solltest du 7 bis 12 Tage einplanen, je nach Tempo und Pausen.

Mit etwas Vorbereitung, guter Ausrüstung und Neugier auf Land und Leute wird der R10 zu einem unvergesslichen Erlebnis – ob als Einsteiger, Genussradler oder erfahrener Tourenfahrer.

Pack dein Fahrrad und mach dich auf den Weg – die polnische Ostseeküste wartet.

❓ FAQ – Häufig gestellte Fragen zum Ostseeküstenradweg R10

Wie fit muss ich für den Ostseeküstenradweg R10 in Polen sein?

Der R10 entlang der polnischen Ostseeküste ist leicht zu fahren – flach, gut ausgebaut und ohne nennenswerte Steigungen. Wer regelmäßig Rad fährt, kann die Strecke daher problemlos bewältigen. Wie anstrengend sie wird, hängt vor allem vom eigenen Tempo ab: In etwa sieben Tagen ist sie sportlich machbar, mit zehn bis zwölf Tagen bleibt genug Zeit für Pausen und Abstecher. Nur Wind und Wetter können unterwegs zur Herausforderung werden.

Darf ich überall in Polen am Strand oder im Nationalpark radfahren?

Nein. Strand- und Dünenbereiche sind oft gesperrt; im Słowiński- und Woliński-Nationalpark nur auf freigegebenen Wegen fahren. Hinweise vor Ort beachten.

Welche Richtung ist besser: Westen → Osten oder umgekehrt?

Wir empfehlen Westen → Osten (Swinemünde → Danzig). Gefühlt etwas häufiger Rücken-/Seitenwind und ein starkes Finale in Danzig.